U27-Preview | Am Königsweg
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Als Donald Trump 2016 zum ersten Mal zum Präsidenten der USA gewählt wurde, begann Elfriede Jelinek AM KÖNIGSWEG zu schreiben. Im November 2024, zwei Wochen nach Trumps erneutem Sieg veröffentlichte sie ihr Nachspiel zu diesem Königsweg: ENDSIEG.
»Nach dem Königsweg ist vor dem Königsweg ist der Königsweg« oder auch: Er ist wieder da. Einmal mehr haben sich die Menschen für die Aushöhlung der Demokratie entschieden. Die Gesellschaft in den USA ist massiv gespalten und mit Blick auf die Bundestagswahl wird Trumps Sieg auch den menschenfeindlichen und autoritären Kräften der Neuen Rechten in Europa Aufwind geben. Gleichzeitig wird an Kultur und Sozialem gespart, selbst die demokratischen Kräfte lassen Stil und Inhalt vermissen und scheinen ohnmächtig. Sie reagieren, während andere jubilieren. Beobachten wir gerade das Endspiel der Demokratie? Geht ein Gespenst des Faschismus umher? Wer sind die Mitläufer und Akteurinnen, die den Brandstiftern zum Erfolg verhelfen? Warum wählen sie Menschen, die gewaltbereit und menschenverachtend regieren, die kriminell und schuldbeladen sind und nur auf eines aus: unbedingte Macht und deren Erhalt? Und agiert da nicht noch einer, im Schatten, noch viel mächtiger als der König? Einer der Millionen für Stimmen verschenkt?
Jelinek dachte schon 2016 explizit über die Ohnmacht der Intellektuellen und der Kunst angesichts des erstarkenden Rechtspopulismus nach. In ihrem Stück treten die berühmten Sehenden der Antike auf – doch sie sind alle blind und aus ihren Mündern fließt Blut. Überhaupt sind hier alle blind: die, die dem gewählten Anführer und seinen Versprechungen vertrauen, aber auch seine politischen Gegner, die gar nicht merken, wie wirkungslos ihre verbalen Schläge sind oder die sich schon dieselben Narrative angeeignet haben. Es bleibt die Frage: Was und wen kann die Kunst, das Theater, können Worte überhaupt noch erreichen? Wie lassen sich Ohnmacht und Bequemlichkeit verhindern? Endlich raus aus der Reaktion und ab in die Aktion. Wem wollen wir unsere Welt überlassen?
Die Regisseurin Katrin Plötner wird sich in ihrer Inszenierung mit Dynamiken zwischen den (selbstgekrönten) Königen und denen, die sie wählen und den Kontinuitäten von kollektiver Gewalt und gesellschaftlichem Rechtsruck auseinandersetzen. »Der Königsweg erweist sich als Kreuzweg, Holzweg, Scheideweg, an dem bestimmt wird, wie wir in Zukunft leben wollen.« Vielleicht sind noch nicht alle mit Blindheit geschlagen.