Geschichte

Im 19. Jahrhundert bauten sich die Bürger der Stadt Bonn ein erstes Theater, das unabhängig zur musischen und künstlerischen Bildung beitragen sollte. Ganz ähnlich waren die Beweggründe für den damals noch eigenständigen Kurort Bad Godesberg, der zunächst für Gastspiele, später auch für ein eigenes Ensemble eine Spielstätte schuf. Heute leistet das städtische Mehrspartenhaus mit rund 500 Veranstaltungen pro Jahr einen wesentlichen Beitrag zum kulturellen Leben der Stadt sowie der gesamten Region. Neben zahlreichen Eigenproduktionen der Opern- und Schauspielsparte zählen auch die Gastspielreihen Highlights des Internationalen Tanzes und Quatsch keine Oper! fest zum Programm.

GESCHICHTE DES OPERNHAUSES

THEATER AM RHEIN

Im Jahre 1826 errichteten Bonner Bürger auf eigene Initiative das erste Schauspielhaus der Stadt. 1848 kam es zu einem Neubau am Wilhelmsplatz, der ab 1902 ein eigenes Schauspiel- und ab 1935 ein eigenes Opernensemble beheimatete. 1944 wurde das Theater in der Theaterstraße vollständig von Bomben zerstört. Nach dem Krieg diente ein provisorisch hergerichteter Saal im Bürgerhaus als Theater. Auch wenn Bonn als Bundeshauptstadt, vor allen Dingen in den ersten Jahren, ein großes Provisorium war, musste nach einiger Zeit eine langfristige Lösung und ein neues Gebäude her. 1959 wurde dann im Rahmen eines Wettbewerbs der Auftrag für den Neubau eines Gebäudes ausgeschrieben: Es sollte ein neues Theater entstehen. Die Architekten Klaus Gessler und Wilfrid Beck-Erlang bekamen 1960 den Auftrag zum Bau erteilt – und nahmen ihren Auftrag sehr ernst:

»Das Theater bezieht sich auf den Menschen als Individuum. Ein Theaterbau muß deshalb immer ein individuelles Gebilde bleiben – fern jeder Schablone. Es war daher nicht nur von besonderem Reiz für alle Beteiligten, hier in Bonn ein Theater zu planen, das dieser Erkenntnis gerecht wird, sondern auch ein Wagnis im Spannungsfeld zwischen freien Architekten und öffentlicher Gemeinschaft. […] Das Profil des Baus mußte sich in die Stadtsilhouette einfügen. Die Vielfältigkeit des Raumprogramms zwang uns, Bauteile ablesbar und charakteristisch zu einer Gesamtplastik aufzubauen, die in der gemeinsamen Haube über Zuschauerhaus und Bühnenturm ihren Höhepunkt hat. Diese Haubenform ist heute bezeichnend für den Theaterbau geworden.«
(Wilfried Beck-Erlang, Klaus Gessler: »Die Architekten zum Bau«, in: Theaterneubau Bonn 1965)

 

Das Opernhaus

Opernhaus 1965 | © Schafgans

Im Mai 1965 eröffnete das heutige Opernhaus direkt am Rheinufer nach etwa dreijähriger Bauzeit. Das Opernhaus spiegelt Außen wie Innen den Anspruch wider, »der geistigen Vielfalt gerecht [zu] werden, die in der Welt des Theaters die bewegenden Kräfte des Lebens spiegelt« (ebd.). So wurden als äußere Fassadenelemente Glas, Beton und Aluminium gewählt, während die Innenräume mit Naturstein, Holz und Textilien gestaltet sind.

Der Bonner Theaterbau weist zwei Besonderheiten auf, die sich beide auf den Zuschauerraum beziehen. Die erste liegt in der neuartigen Gestaltung des Proszeniums, das ist der Übergang vom Zuschauerraum zur Bühne. Während vor dem Zweiten Weltkrieg bei Theaterbauten die klassischen »Guckkastenbühnen« dominierten, änderte sich diese Bauweise im 20. Jahrhundert. Die Umsetzung des Proszeniums in Bonn ist »neuartig und erstmalig im Theaterbau« (ebd. S. 77, Adolf Zotzmann).

»Diese Beweglichkeit der Proszeniumzone bringt der Bühne eine fast unbegrenzte Bespielbarkeit: Im Sinne einer verbesserten Guckkastenbühne für die Oper, einer die gesamte Bühnenbreite und -tiefe ausnutzenden Inszenierung des großen Schauspiels, der Darstellung „kleiner“ Opern oder Schauspiele im Vordergrund und schließlich im Sinne eines großen Einraumtheaters, natürlich auch der Verquickung aller solcher szenischen Möglichkeiten.«

Der Zuschauerraum fällt durch eine prägnante Asymmetrie auf. Der Rang ist auf einer Seite mit einer Treppe bis zum Zuschauerraum herabgeführt; und hier liegt die zweite Besonderheit des Zuschauerraums begründet. Die Idee in der asymmetrischen Anlage und der gesamten Gestaltung des Innenraums: Das Theater sollte ein Begegnungsraum für alle sein. »Das aus dem Parkett in den Rang hineinführende Hochparkett verhindert eine Trennung zwischen unten und oben, jeder Besucher fühlt sich schon äußerlich mit dem anderen verbunden.« (Städt. Kulturdezernet Gert Schroers zur Eröffnung).

Die Architekten haben das Opernhaus von Beginn an mit bedeutender »Kunst am Bau« ausgestattet. Das neu eröffnete »Theater am Rhein« wurde mit Werken von HAP Grieshaber, Erich Hauser, Otto Piene, Lothar Quinte und Kurt Frank eingerichtet. Schon damals sorgte diese Auswahl für Anerkennung: »Solche Werke, gerade weil jedes ein eigenlebendiges Gebilde bleibt, lassen die Situation von Architektur und Mensch, die Begegnung von Mensch und Mensch in der Architektur, zum Ereignis werden. Jenseits vom platten Funktionalismus ebenso wie von esoterischem L’Art-pour-l’art-Standpunkt, stellen sie Kontakte her und wirken im Sinne der großen Tradition des Theaters gemeinschaftsbildend und humanisierend.« (Kurt Leonhard, in: Theaterneubau Bonn 1965).

Erich Hauser und der »Bonner BH«

Stahlplastik Opernhaus Foyer

Wahrscheinlich kennen die wenigsten den Namen des Bildhauers Erich Hauser, obwohl die meisten mindestens eines seiner Werke kennen. Erich Hauser ist einer der berühmtesten deutschen Bildhauer. Er schuf Stahlplastiken für den öffentlichen Raum und seine Werke sind noch heute in Städten wie Stuttgart, Frankfurt, Hannover, Neuss, Düsseldorf, Duisburg und Bonn zu finden. Hauser gewann 1963 den Kunstpreis »Junger Westen«, nahm drei Mal an der documenta in Kassel teil und wurde 1969 auf der Biennale von São Paolo als Preisträger ausgezeichnet.

Zur Eröffnung des Neubaus für das damalige »Stadttheater« erschuf er eine zwei Tonnen schwere Stahlplastik, ein Wandrelief, das sich aus einer Vielzahl von aneinander geschweißten Dreiecken zusammensetzt.

Im Bonner Stadtraum befinden sich außerdem Bodenreliefs von Erich Hauser, die seit 1975 wie kleine Inseln um das Gebäude des ehemaligen Bundeskanzleramtes verteilt sind. Für die Jahresausstellung des Bonner Künstlerbundes schuf er 1970 eine seiner charakteristischen »Raumsäulen«. Die Säule stand dann einige Zeit auf dem Münsterplatz – musste aber 1971 nach mehrwöchigen Streitigkeiten der Bonner Bürgerinnen und Bürger wieder abtransportiert werden. Heute steht die Bonner Raumsäule im Kantpark des Lehmbruck-Museums Duisburg. Auch Hausers Stahlplastik im Opernhaus gefiel nicht allen: von einigen wurde sie sogar als »Bonner BH« verspottet. Heute haben sich die Gemüter beruhigt und wer als Besucherin oder Besucher das Opernhaus betritt, wird von der schwebenden Stahlplastik empfangen – sie trennt wie ein Vorhang den Eingangsbereich von den Garderoben ab. Sie tut, was Hauser sich gewünscht hatte: Sie zieht alle Blicke auf sich.

Heinrich Böll, HAP Grieshaber und »Der Rhein«

HAP Grieshaber ist der wichtigste Vertreter der alten Technik des Holzschnittes in der modernen Kunst des deutschsprachigen Raums. Für das neu errichtete Theater hat er im Jahr 1965 im ehemaligen Raucherfoyer (heute Bar 65) das Wandbild »Der Rhein« gestaltet. Das Kunstwerk mag ungewöhnlich erscheinen: Die Holdruckstöcke sind eigentlich Trägerplatten, die zum Druck der Holzschnitte dienen. Hier hat Grieshaber das Werkzeug selbst zum Kunstwerk gemacht. In Bonn kennen vermutlich viele noch das Logo der Buchhandlung Bouvier – ebenfalls Grieshabers Werk aus dem Jahr 1962.
Grieshaber war ein eigenwilliger, politisch sehr engagierter Künstler. Zu seinen Holzschnittarbeiten gehören zum Beispiel auch Plakate, die zur Wahlbeteiligung oder zum Umweltschutz aufrufen. Grieshabers politisches Engagement geht auch aus einem Briefwechsel mit dem Schriftsteller Albrecht Fabri hervor, den er um einen Text zu seinem Kunstwerk gebeten hat.
Fabri allerdings tut sich schwer: »Komisch übrigens: DER Rhein, aber DIE Mosel, DIE Donau, DIE Wolga! ... Nebenbei, das einzige in der Natur, das einen Eigennamen hat, sind – außer Bergen – Flüsse; und tatsächlich klingt es wie Leben und Taten einer Person, wenn man den Lauf eines Flusses beschreibt: jedes Stück Bett ein Sieg! Also doch ein mythisches Moment?« (aus einem Brief an Grieshaber, 28. Dezember 1964)

»Aber was machen wir nur mit dem Rhein? Ich weiß es immer weniger. Mal Böll fragen? Der könnte einen Rhein schreiben, in dem sowohl die Römer wie die Pfaffen, die Fremdenverkehrsindustrie wie die Dieselschlepper, plus vielleicht sogar der Abglanz des Mythos, gleichmäßig zu ihrem Recht kämen.« (aus einem Brief vom 31. Dezember 1964).
Fabri, Grieshaber und Böll hatten schon öfter zusammengearbeitet. Heinrich Böll, Literaturnobelpreisträger, gebürtiger Kölner und Freund von HAP Grieshaber, hat dem Kunstwerk »Der Rhein« schließlich eine eigene Schrift gewidmet. Darin tritt, ähnlich wie in Grieshabers Holzschnittplatten, das Element des »Unheimlichen« an die Oberfläche:

»Eine Möglichkeit, dem Rhein gerecht zu werden: sich ihn wegzudenken oder ausgetrocknet vorzustellen. Wegdenken: da wäre Köln ein öder Marktflecken für Rinder und Gemüse in einer dumpfen Ebene, und nie wäre die puritanische Emsigkeit von Ruhr und Wupper uns so nah auf den Pelz gerückt. Ausgetrocknet: von Main und Nahe, Lahn und Mosel, von Ahr, Agger, Ruhr und Sieg verlassen, verraten von den vielen kleinen Nebenflüssen, von Dhünn, Sauer, Niers und Erft - - da träte hübsches Geröll zu Tage, die Rheinländer, die kein Volk sind, immer nur ein Völkchen waren (kein heiteres, wie man irrtümlich glaubt) könnten die Reste ihrer Geschichte im Strombett aufsammeln: […] So ein breiter, dunkel dahinfließender Flußvater ist ein gutes und geduldiges Grab für Fetische, die man verstecken, vergessen, loswerden möchte.«

Moderne Kronleuchter von Otto Piene

Lichtplanet Opernhaus

Die charakteristischen Leuchtkugeln im oberen Foyer hat Otto Piene 1964 für das Theater entworfen. Realisiert hat er diese modernen Kronleuchter mit der Düsseldorfer Firma »Licht im Raum«. Die Kugeln der Leuchter bestehen aus Aluminium. Jeder Leuchter hat einen Namen: Sie heißen Fliegenauge (mit ca. 900 Glühbirnen), Zwiebelblüte (mit ca. 60 Glühbirnen) und Igel (mit ca. 300 Glühbirnen). Mit seinen Leuchtern war Otto Piene der Zeit voraus. Was er wohl gesagt hätte, wenn er zu Hochzeiten der Corona-Pandemie den ein oder die andere Besucherin von den »Corona-Lampen« hat munkeln hören?
Sein Anspruch war es, mit der Künstlergruppe ZERO (gegründet mit Heinz Mack und Günther Uecker), einen Neuanfang in der modernen Kunst zu schaffen und eine neue puristische Schönheit zu erreichen, die sich an natürlichen Phänomenen orientiert. Seine Leuchter lassen diesen Bezug ebenso erkennen wie die Gestaltung der Deckenbeleuchtung im Zuschauersaal. Hier hängt Pienes »Lichtwolke«, eine Leuchtinstallation, die aus ca. 1.400 Glühbirnen besteht. Er selbst hat dieses Arrangement »Milchstraße« getauft – und wollte die Leuchter im Foyer als Lichtplaneten verstanden wissen. Pienes Leuchtuniversum steht damit ganz im Glanz des Aufbruchsgeist der 1960er Jahre, in die auch die erste Mondlandung fällt. Im ZERO-Manifest heißt es dementsprechend: »Zero ist rund, Zero dreht sich. Zero ist der Mond. Die Sonne ist Zero.«

Im Jahr 2024 unterstützt die Kulturstiftung der Länder (KSL) die Restauration der Leuchtkunstwerke von Otto Piene.

Ein weiterer wichtiger Moment für das »Opernhaus als Kunstgalerie« war die 2. Bonner Kunstwoche im Oktober 1989, an der sich das Opernhaus in Zusammenarbeit mit der »gruppe konkret« beteiligt hat. Die »gruppe konkret« wurde 1981 in Bonn gegründet; in ihr haben sich Künstler des Konstruktivismus und des konkreten Gestaltens zusammengefunden. 1989 haben 11 Künstlerinnen und Künstler der Gruppe ihre Arbeiten im Opernhaus ausgestellt. Grundidee dieser Ausstellung war es, das Opernhaus als erweiterte Kommunikationsstätte und Ort für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt transparenter zu machen. Die Künstlerinnen und Künstler haben sich in ihren Arbeiten mit der Architektur des Opernhauses auseinandergesetzt – in dem Versuch, »die Architektur der Oper mit künstlerischen Mitteln ‚fortzuschreiben‘«. Die Arbeiten wurden eigens für das Opernhaus geschaffen, die bildende Kunst steht in direktem Bezug zur Baukunst. Die Kunst sollte gleichermaßen die Architektur erklären und erweitern und so auf die Ganzheitlichkeit der Kunstform Oper rekurrieren. Die »neue konkrete Kunst« setzt sich mit Materialqualitäten auseinander und experimentiert mit ihnen. Vorbild und Vorgänger sind unter anderem Experimente aus den Sechziger Jahren der »Gruppe Zero« (s. Lichtkunstwerke von Otto Piene).

An der Ausstellung beteiligt waren unter anderem Walfried Pohl, Horst Rave, Jo Kuhn, Michael Biscup, K.P. Kremer und Sabine Weingarz. Von Jo Kuhn, Michael Biscup und K.P. Kremer sind Werke als Dauerleihgabe im Opernhaus verblieben. Michael Biscups »Aletheia ‘89« setzt sich mit der Wirkung von Farbe auseinander. Jo Kuhns Fries im Rangfoyer spielt mit den warmen Holztönen des Raumes und K.P. Kremers Diptychon verleiht dem unscheinbaren Treppenaufgang eine ganz neue Aufmerksamkeit.

Wenn Sie mehr über die Künstler und Kunstwerke im Opernhaus erfahren wollen, können Sie an unserer Führung Holz | Metall | Licht oder dem #instawalk teilnehmen sowie den Flyer »Das Opernhaus als Kunstgalerie« für einen Entdeckunsspaziergang zur Hand nehmen. Der Flyer liegt in Kürze im Opernhaus aus.

Umbauten und Sanierungen

Dr. Karl Pempelfort, der als erster Intendant des neuen Bonner Stadttheaters die ersten Jahrzehnte geprägt hat, schrieb zu seinem Abschied zuversichtlich: »Mit der Errichtung des Hauses ist das wesentliche Ziel meiner Arbeit erreicht […]. Mein tiefster Dank gilt der Stadt, die ihn verwirklichte. Denn alles, was das Theater macht, ist flüchtig wie die Zeit. Dieses Haus, das ich mitplanen und mit Leben erfüllen durfte, steht. Es ist nicht in den Sand geschrieben.« (in: 20 Jahre Theater der Stadt Bonn)

Dennoch hat, 1965 eingeweiht, das heutige Opernhaus über die Jahre regelmäßig bauliche Veränderungen erlebt. Die heutige Werkstattbühne wurde 1975 fertiggestellt. 1986 erhielt das Schauspiel neue Spielstätten in Bad Godesberg und Beuel – damit wurde im Großen Haus nur noch Oper und Ballett gespielt. 1992/93 wurde der Zweite Rang eingebaut, die ehemals 900 Sitzplätze auf eine Anzahl von 1024 Sitzplätzen angehoben. In diesem Zusammenhang fanden umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen statt. Auch heute ist das Gebäude an vielen Stellen sanierungsbedürftig, die Diskussion, ob das Gebäude saniert oder abgerissen wird, noch nicht abschließend kommunal geklärt. In jeder Spielzeitpause finden aufwändige Wartungsarbeiten statt, damit auch die Bühnentechnik auf dem neuesten Stand bleibt.

Intendanten des Theater Bonn seit 1951

1951 – 1970  → Dr. Karl Pempelfort, Generalintendant

1970 – 1981  → Hans-Joachim Heyse, Generalintendant

1981 – 1991  → Jean-Claude Riber, Generalintendant bis 1986. Im Jahr 1986 werden die Bühnen Bonn in Schauspiel und Oper getrennt und es gibt bis 1997 sowohl für die Oper als auch für das Schauspiel eine Intendanz.

1986 – 1991  → Prof. Peter Eschberg, Schauspieldirektor ab 1981, ab 1986 Intendant für die Leitung des Schauspiels der Stadt Bonn

1992 – 1997  → Giancarlo del Monaco, Intendant für die Leitung der Oper der Stadt Bonn (Oper, Ballett, Theaterwerkstätten)

1992 – 1997  → Dr. Manfred Beilharz, Intendant für die Leitung des Schauspiels der Stadt Bonn

1992 – 1997  → Dr. Manfred Beilharz, unter seiner Intendanz wurden Oper und Schauspiel, zwischenzeitlich getrennt, wieder zusammengeführt. Seitdem lautet der offizielle Name »Theater der Bundesstadt Bonn«.

2002 – 2003  → Arnold Petersen, Generalintendant

2003 – 2013  → Klaus Weise, Generalintendant

2013|14 bis heute  → Dr. Bernhard Helmich, Generalintendant

Seit der Spielzeit 2013|14 ist Dr. Bernhard Helmich Generalintendant des Theater Bonn. Zusammen mit Schauspieldirektor Jens Groß und Generalmusikdirektor Dirk Kaftan bildet er die Künstlerische Leitung. Kaufmännischer Direktor des Hauses ist Rüdiger Frings. Insgesamt beschäftigt das Theater Bonn mehr als 430 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den unterschiedlichen Abteilungen und Gewerken, deren Engagement und Leidenschaft ein so vielfältiges Programm erst ermöglichen.

SPIELPLAN & PROGRAMM

Auf dem Bonner Spielplan stehen in der Oper regelmäßig Klassiker aus dem Repertoire (z.B. RIGOLETTO oder MADAMA BUTTERFLY), Operetten (z.B. DIE FLEDERMAUS oder DIE LUSTIGE WITWE), pro Spielzeit ein Musical (z.B. CHICAGO oder FRANKENSTEIN JUNIOR) sowie unbekannte Werke, die es nicht in den Kanon geschafft haben. Dazu gehören beispielweise die Frühwerke Verdis (z.B. I DUE FOSCARI oder ERNANI). Die mit dem Opera! Award 2023 ausgezeichnete Reihe »Fokus ’33 – Forschungsreise zu den Ursachen von Verschwinden und Verbleiben« hat in den Jahren seit 2021 diesen Schwerpunkt auf unbekannte Werke noch verstärkt. Vorstellungen von EIN FELDLAGER IN SCHLESIEN oder ASREAL sowie DER SINGENDE TEUFEL waren und werden in der Aufführungsgeschichte der deutschen Opernlandschaft nach 1945 wohl einzigartig bleiben.

Im Schauspiel wechseln sich werkgetreue Inszenierungen ebenfalls mit experimentellen Formaten ab. Inszenierungen wie UNSERE WELT NEU DENKEN oder RECHT AUF JUGEND im Schauspielhaus oder BROKEN CIRCLE und DIE GLASMENAGERIE auf der Werkstattbühne bilden die Bandbreite der Stile und Themen im Schauspiel nur unzureichend ab. Dabei ist das Schauspiel immer politisch kritisch, nah dran an den gesellschaftlichen Diskursen und an Bonn als Bezugspunkt.

Theater für alle

WAS HEISST FÜR ALLE?

  • Theater für Alle

    Das Theater Bonn versteht sich als »Theater für Alle« und setzt sich dafür ein, allen Bürgerinnen und Bürgern von Bonn kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, unabhängig von sozialem Hintergrund, Vorerfahrungen oder persönlichen Einschränkungen.

  • Vermittlung

    Unter der Intendanz von Dr. Bernhard Helmich hat sich ein Modell der Vermittlung entwickelt, das die Freiheit der Kunst wahrt und die Vermittlung in alle wesentlichen Prozesse des Theaters einbezieht, um langfristig zu einem zentralen Ort der gesamten Stadtgesellschaft zu werden.

  • Entdecken

    Das Theater Bonn strebt danach, die Vielfalt der Stadtgesellschaft in den Bereichen Programm, Personal und Publikum widerzuspiegeln und setzt sich aktiv dafür ein, alle Menschen anzusprechen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, das Angebot des Theaters kennenzulernen und daran teilzunehmen.

  • Kooperationen

    Das Theater Bonn kooperiert mit verschiedenen sozialen Einrichtungen in Bonn, um auch Zielgruppen mit speziellen Bedürfnissen den Zugang zu kulturellen Veranstaltungen zu ermöglichen. Langjährige Kooperationspartner sind zum Beispiel die VHS sowie das Amt für Soziales und Wohnen der Stadt Bonn.

  • Runder Tisch

    Um die Bedürfnisse unterschiedlicher Ziel- und Publikumsgruppen kennenzulernen, lädt die Vermittlungsabteilung des Theater Bonn regelmäßig zu Runden Tischen mit Vertreterinnen und Vertretern einzelner Gruppen ein. Aus diesen Treffen haben sich z.B. Veranstaltungsformate für Seniorinnen und Senioren entwickelt.

  • Teilhabe von Kindern & Jugendlichen

    Durch verschiedene Vermittlungsformate wie Probenbesuche, Führungen und Workshops sowie Kooperationen und Bildungspartnerschaften mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen setzt sich das Theater Bonn für kulturelle Bildung und Teilhabe ein. Einen umfassenden Überblick über alle Angebote finden Sie hier.

  • Brückenschlag in die Stadtteile

    Durch Besuch-Gegenbesuch-Formate, wie z.B. die Hinterhofoper oder die Godesberger Gespräche, verfolgt das Theater Bonn das Ziel, langfristige und nachhaltige Strukturen und Beziehungen in den Stadtteilen aufzubauen und die kulturelle Vielfalt Bonns zu fördern.

  • Inside Out – PORTAL auf Achse

    Das Theater Bonn betreibt darüber hinaus im Rahmen der Förderung NEUE WEGE aufsuchende Kulturarbeit in den Stadtteilen, die sich gezielt an Kinder, Jugendliche und ihre Familien richtet.

  • Kinder- und Jugendchor

    Der Kinder- und Jugendchor des Theater Bonn bietet Kindern ab 6 Jahren die Möglichkeit, erste Bühnenerfahrungen zu sammeln. Seit 1992 ist der Chor wichtiger Bestandteil des Theaters. Der Kinder- und Jugendchor hat in den letzten Jahren eigene Produktionen auf die Bühne gebracht (z.B. BRUNDIBÁR oder ARABISCHE NACHTMUSIK) sowie immer wieder an Produktionen mitgewirkt (z.B. HÄNSEL UND GRETEL, AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY).

  • International

    Das Theater Bonn beschäftigt über 430 Mitarbeitende aus unzähligen unterschiedlichen Nationen. Bonn als UN-Standort wird über die Kooperation aus Vereinten Nationen, Theater Bonn und Beethoven Orchester mit dem Programm »Moving Together« gestärkt. In diesem Rahmen finden im Opernhaus Veranstaltungen auf Englisch statt, und jede Oper wird mit englischen Übertiteln aufgeführt.

   

 

THEATER FÜR ALLE – EIN BLICK ZURÜCK

Der Gedanke eines »Theater für alle« ist in Bonn nicht neu. Theater in Bonn ist von jeher vom starken Willen der Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt geprägt, ein eigenes Theater zu haben. Erste Theatergebäude gibt es hier seit dem 19. Jahrhundert. Mit der Eröffnung des heutigen Opernhauses 1965 hat der damalige Intendant Dr. Karl Pempelfort der Situation Rechnung getragen, nicht nur den Spielbetrieb in ein neues Haus zu überführen, sondern auch »neues« Theater zu machen. Der damalige Kulturdezernent Gert Schroers hat bereits 1965 ein »Theater für alle« gefordert:

»Man mag es wegen der großen Kosten, die ein Neubau und überhaupt die Unterhaltung eines wirksamen Theaterlebens verursacht, wahrhaben wollen oder nicht, aber einen wesentlichen Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens stellt auch heute noch das Theater, wie seit urdenklichen Zeiten, dar.«   
(Gert Schroers, Pressemappe zur Eröffnung des Theater 1965)

 

Mit Bonn als Bundeshauptstadt kamen nach 1949 nicht nur neue Bürogebäude und infrastrukturelle Veränderungen in die Stadt, es zogen auch viele neue Menschen hierher. Dieser Zuzug, die neue Durchmischung der Gesellschaft, macht laut Schroers die Notwendigkeit eines Theaters deutlich, das ein Theater »für alle« sein sollte:

»In diesem Sinne, nicht mehr bloß für alle, sondern differenziert für alle zu spielen, darin erfüllt sich erst ganz die Bildungsaufgabe des Theater. […] Die große Zahl wie die kleine Zahl der Besucher, beides gehört zum Theater für alle, »alle« aber nicht mehr als imaginäre, ungegliederte Masse verstanden, sondern als Vielfalt einer Lebensgemeinschaft. Ob die einen zur großen Besucherschaft, die anderen zur kleinen Besucherschaft gehören, letzten Endes verbindet sie aber dann doch das Theatererlebnis allesamt miteinander.«
(Gert Schroers in: Bonn und sein Theater, 1965)