Mnemon (UA)
von Simon Solberg und Ensemble
90 Minuten keine Pause stroboskopische Effekte»Es ist wahrscheinlich die vergnüglichste erkenntnistheoretische Lektion, die je im Theater zu erleben war.« Elisabeth Einecke-Kloevekorn, General-Anzeiger Bonn
Drei Figuren gehen ihrer Arbeit nach. In einem angestaubten und abgegriffenen Raum ordnen, sortieren und verwahren sie Gegenstände, Geschichten und Wissen – und letztlich auch sich selbst. Sie sind die Mnemones: das Gedächtnis unserer Gesellschaft. Als wandelndes Archiv ist ihr Gehirn ihr großes Kapital, mit dem sie den Status Quo aufrecht erhalten. Und ihre Arbeit ähnelt tatsächlich der menschlichen Fähigkeit, Wissen zu konservieren und dem Vorgang des Erinnerns in unserem Gehirn. Unser Gedächtnis ist kein reines Abbild der Vergangenheit, sondern ein Nacherzählen des Erlebten. Doch oft erfinden wir etwas dazu und vergessen anderes wieder. Wir erinnern uns nicht nur, wir bauen Geschichten, aus denen sich unsere Identität zusammensetzt. Aber können wir unserem Gehirn trauen, wenn es sich selbst so hinters Licht führt? Und was geschieht mit den drei Mnemones, als sich eines Tages Fehler einschleichen? Die Fragen und Verzerrungen häufen sich, bis es unausweichlich wird, den Problemen auf den Grund zu gehen. Sie müssen verstehen, wie sie und ihr Gehirn funktionieren.
Regisseur Simon Solberg und sein Ensemble haben sich in ein Netzwerk aus Synapsen und Neuronen begeben, ausgetretene Gedankenpfade erkundet und neue neuronale Verbindungen geknüpft. Mithilfe der Wissenschaft, Fiktion und Philosophie versuchen sie dem Gehirn und dem, was es uns über unser Selbst erzählt, auf die Schliche zu kommen. Was lässt uns Entscheidungen treffen und wieso handeln wir so, wie wir es tun – auch wenn es uns augenscheinlich nicht gut tut? Wie können die Mnemones und wir eine Identität wiederfinden und lernen ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben zu führen.