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Maria Stuart.

Das Unausweichliche vor Augen.

Liebe Lena, als du erfahren hast, dass du Maria Stuart spielst, hast du dich sehr gefreut. Was bedeutet dir die Rolle?

Lena Geyer: Rollen zu spielen, die zu kämpfen haben, macht mir immer am meisten Spaß. Und wenn man den ganzen Abend um sein Leben kämpft, ist das wohl das Maximum. Maria ist als Figur gerade im Zusammenspiel mit Elisabeth spannend, weil sie ja fast zwei Jahrzehnte in Gefangenschaft lebt und am Ende enthauptet wird. Da denkt man schnell, Maria ist die Leidtragende. Aber eigentlich denke ich das eher über Elisabeth. Maria nimmt mehr die Position eines Bösewichts ein. Sie ist viel eher der Schatten über dem Leben der Elisabeth als umgekehrt. Elisabeth wirkt viel unfreier, Marias Handlungsspielraum erscheint mir trotz allem größer, denn sie bestimmt das Geschehen.

Im Bühnenbild liegt ein riesiger Kopf, das Haupt der Maria Stuart, der nach deinen Maßen angefertigt wurde. Die Unausweichlichkeit dessen, was geschehen wird, ist also von Anfang sichtbar. Ist da das Kämpfen noch spannend?

Lena Geyer: Jede Spielentscheidung auf der Bühne ist hier immer in dem Bewusstsein zu treffen, dass Maria auf jeden Fall sterben wird. Aber da ich als Lena unglaublich optimistisch bin, suche ich immer noch nach dieser letzten kleinen Hoffnung. Ich will bis zuletzt daran glauben, dass vielleicht ein kleines Wunder geschieht. Wenn das Unheil dann doch eintritt, bin ich immer komplett überrascht. Und wenn ich als Maria Stuart von Anfang an davon ausgehe, dass ich sterben werde, ist die Frage: Was treibt sie noch an? Das finde ich jetzt in den Proben heraus.

Wie, glaubst du, geht Maria Stuart mit Angst um?

Lena Geyer: Ich sehe in Maria Stuart eine Kämpfernatur. Angst treibt einen ja auch an. Und das macht auch diese erste und letzte Begegnung zwischen Maria und Elisabeth so spannend. Denn keine der beiden rechnet in diesem Augenblick damit, dass sie jetzt passiert. Da verliert Maria völlig die Fassung, obwohl sie sich sonst wahnsinnig kontrolliert gibt, sogar sehr kalkuliert. Sie pokert unentwegt. Das wirkt erstmal kühl und nicht gerade von Emotionen geleitet. Aber ich stelle mir vor, dass sie sie irgendwo in ihrem Kern bewahrt. Und den versuche ich auch zu greifen beim Spielen. Wenn man genauer hinschaut, offenbart sich ja meistens, warum jemand ist, wie er ist, das macht ihn menschlich und dadurch sympathisch.

Das Interview führte Male Günther.