DER LIEBESTRANK: Mächtiger Zauber oder doch nur Placebo-Effekt?

Eine wahre Liebesgeschichte mit Happy End

Wie verlieben wir uns und wer entscheidet, in wen wir uns verlieben? Diese Frage durchzieht die ganze Weltgeschichte und selbstverständlich auch die Operngeschichte. Liebe auf den ersten Blick ist auf der Opernbühne Gang und Gäbe. DER LIEBESTRANK zeigt, wie sich zwei Menschen zusammenfinden, sich verlieben und plötzlich vor einer neuen gemeinsamen Zukunft stehen. Und das alles mit Witz, Humor, Slapstick und einer Prise Magie.

Der Gott der Liebe Amor ist verzweifelt: Er hat seine Macht verloren, denn die Welt hat offenbar verlernt zu lieben. Adam und Eva, Romeo und Julia, Tristan und Isolde – alles Geschichte! Liebe als göttliche Offenbarung, als Erschütterung, Leid und Glückseligkeit zugleich – interessiert niemanden mehr (nur die Opernbesucherinnen und -besucher natürlich!). Heute wird sie analysiert, rationalisiert, kontrolliert und konsumiert. Amor möchte der Menschheit aus der Patsche helfen und ein Exempel statuieren: Eine Geschichte schreiben – voller Poesie, Hoffnung und ein bisschen Naivität. Für seine neue Liebeschronik braucht er zwei Menschen, die füreinander geschaffen sind, das aber noch nicht wissen…

Nemorino ist ein tollpatschiger Kerl und ein Träumer, hat das Herz aber amrechten Fleck. Um Adina – eine kluge und unabhängige junge Frau, die sich allen romantischen Klischees widersetzt – zu gewinnen, ist er bereit, alles zu opfern – sogar sein Leben, wenn es darauf ankommt. Denn er muss sich gegen den scheinbar perfekten Mann, Abbild eines Men’s Health-Covers, Belcore, durchsetzen. Ein fahrender Händler verkauft Nemorino einen Liebestrank: In 24 Stunden werde Adina in seinen Armen liegen. Was ihm der Händler aber verschweigt, ist, dass der »Liebestrank« nichts anderes als eine Flasche Bordeaux ist. Adina spielt unterdessen mit Nemorinos Gefühlen, Eifersucht und Unsicherheiten sind im Spiel, bis es irgendwann für alle Beteiligten richtig ernst wird…

Der Geschichte zufolge schrieb Gaetano Donizetti L’ELISIR D’AMORE (DER LIEBESTRANK) in nur zwei Wochen. Sein Librettist Felice Romani hatte eine Woche Zeit, um aus der Vorlage – dem Libretto der Oper LE PHILTRE (1831) von Daniel-François-Esprit Auber – ein Stück für Donizetti zu schustern. Er übersetzte es in die italienische Sprache, inhaltlich ließ er das Libretto weitestgehend unverändert. Am 12. Mai 1832 fand die Uraufführung im Mailänder Teatro della Canobbiana statt. Trotz der extrem kurzen Entstehungsphase, die für Donizetti keineswegs unüblich war, landete er mit L’ELISIR D’AMORE einen Volltreffer. Schon in den Folgejahren wurde die Oper in ganz Europa mit grossem Erfolg aufgeführt. Donizetti komponierte eine der heute berühmtesten und herzzerreißendsten Tenorarien »Una furtiva lagrima« (»Eine verstohlene Träne«) für diese Oper und stellte somit seine Kunst als Komponist der heiteren und ernsthaften Musik zugleich unter Beweis.

Für die Bonner Opernbühne entwickeln die Regisseurin Maren Schäfer und der Comic-Zeichner Joshua Held eine Produktion, die die fast 200-Jahre alte Geschichte aktuell erzählt. Mit italienischem Charme und dem scharfen Auge eines Karikaturisten schaffen sie es, skizzierte Opernfiguren auf der Leinwand zu echten Menschen auf der Bühne werden zu lassen. 

Text von Polina Sandler und Sebastian Strauss.