Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem NRW KULTURsekretariat
Leonore 40/45
Rolf Liebermann (1910 –1999)
– In deutscher und französischer Sprache –
Eine Produktion im Rahmen der Reihe Fokus ’33
Fotos: Thilo Beu
1959 erlebte Rolf Liebermanns Opera semiseria ihre letzte Neuproduktion – das Oldenburger Publikum zeigte sich ähnlich uneinverstanden mit dem ‚Fraternisierungsdrama‘ zwischen einem deutschen Wehrmachtssoldaten und einer jungen Französin, wie in vorangegangenen Inszenierungen: Nachkriegsdeutschland war nicht reif für ein derartiges Stück.
An der Musiksprache nämlich – Liebermann bewies, dass Dodekaphonie durchaus keine Garantie für sinnliche Sprödigkeit ist – kann es nicht gelegen haben, dass die Oper auf so weitreichendes Unverständnis stieß. War die Uraufführung im neutralen Basel 1952 noch ein veritabler und von der Presse sehr wohl betonter Publikumserfolg, „führte“, wie Ulrich Schreiber in seinem Opernführer für Fortgeschrittene schreibt, „die Semiseria in Deutschland bei allen (!) Aufführungen zu Publikumsaufständen. Statt einer Versöhnung zwischen den einstigen ,Erbfeinden‘ nahm man nur verachtenswerte Kollaboration wahr“. Erstmals seit dem letzten Skandal stellt die Oper Bonn das Werk – mit großer Zuversicht – auf den Prüfstand.
Vor der Premiere am 10. Oktober hielt Dr. Thomas Bauer einen Festvortrag anlässlich der Eröffnung der Reihe Fokus ’33: Vom Kanon zum Einerlei – warum die Oper ihre Vielfalt liegenlässt. Bauer ist Professor für Islamwissenschaft und Arabistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Im akademischen Jahr 2006/2007 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin im Projekt Die Kultur der Ambiguität. 2013 wurde er mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis geehrt. Zuletzt veröffentlichte er 2018 Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt.
Besetzung:
Komponist: Rolf Liebermann (1910 – 1999)
Librettist: Heinrich Strobel (1898 – 1970)
Musikalische Leitung: Daniel Johannes Mayr
Inszenierung: Jürgen R. Weber
Bühne und Kostüme: Hank Irwin Kittel
Licht: Friedel Graß
Video: Gretchen fan Weber
Choreinstudierung: Marco Medved
Yvette – Barbara Senator
Germaine, ihre Mutter / Eine weißhaarige Melomanin – Susanne Blattert
Albert – Santiago Sánchez
Hermann, sein Vater – Pavel Kudinov
Lejeune – Martin Tzonev
Monsieur Emile – Joachim Goltz
Eine junge Massenet-Schwärmerin / La Patronne – Katrin Stösel
Ein Soldat – Christian Specht
Der 1. Präsident des Tribunals – Jeongmyeong Lee
Der 2. Präsident des Tribunals / Ein alter Melomane / Ein gebildeter Herr u.a. – Michael Krinner
Ein Kellner / Zeitungsverkäufer / Richter – Takahiro Namiki
Chor des Theater Bonn
Beethoven Orchester Bonn