Asrael

Alberto Franchetti (1860 – 1942)

Leggenda in quattro atti
Libretto von Ferdinando Fontana

Eine Produktion im Rahmen der Reihe Fokus ’33

Fotos: Thilo Beu


Alberto Franchetti entstammte einer überaus wohlhabenden Turiner Bankiersfamilie, die mit ihrem Vermögen dem Königreich Sardinien-Piemont zum Bau der Eisenbahn verholfen hatte. Er studierte in München bei Rheinberger und bei Draeseke in Dresden und fühlte sich extrem der deutschen (Musik-)Kultur verbunden – nicht umsonst etwa übernahm er die Präsidentschaft des Richard-Wagner-Verbandes in Bologna. Und: Um die Scheidung von seiner ersten Ehefrau zu erreichen, was im katholischen Italien nicht möglich war, kaufte er sich kurzerhand (aber vorübergehend) die Villa Moltkestraße 3 in Baden-Baden und erwarb damit quasi en passant die deutsche Staatsbürgerschaft. Er verließ das Land als geschiedener Mann.

Seine erste Oper, ASRAEL auf ein Libretto von Ferdinando Fontana (nach Thomas Moore), kam am 11. Februar 1888 in Reggio Emilia (weitestgehend auf Kosten seines Vaters) heraus, war aber so erfolgreich, dass sich sogleich Italiens größter Musikverlag, Ricordi, meldete und anbot, das Stück zu verlegen. Und ein prominenter Besucher, nämlich Giuseppe Verdi, war immens beeindruckt: Als die Stadt Genua an ihn herantrat, um ihn zu bitten, die Festoper zur Vierhundertjahrfeier der Entdeckung Amerikas durch den Genueser Columbus zu komponieren, verwies er auf den begabten jungen Mann, dessen ASRAEL soeben einen so großen Erfolg gehabt hatte.

Franchetti wurde in einem Atemzug mit seinen Generationsgenossen Puccini, Leoncavallo und Mascagni genannt und galt als ein tatsächlicher Hoffnungsträger. Ein letzter wirklicher Erfolg war die Uraufführung seiner Befreiungskriegsoper GERMANIA (mit Enrico Caruso in der Tenorpartie des gegen Napoleon kämpfenden Federico Loewe), dann begann Franchettis Stern allmählich zu sinken und sein Ruhm neben dem der Kollegen zu verblassen.

Als 1938 die Faschisten in Italien unter politischem Druck die deutschen Rassegesetze übernahmen, sah sich Alberto Franchetti gegen Ende seines Lebens als Jude in der Lage, durch die verbrecherischen Maßnahmen jenes Landes, das er geliebt hat und dem er sich kulturell so verbunden fühlte, selbst in seiner Heimat gefährdet zu sein. Seine Freunde Pietro Mascagni und Umberto Giordano, ihrerseits durchaus in der Nähe des Regimes, setzten sich bis zu seinem Tod am 4. August 1942 in Viareggio für ihn ein.

Die Aufführungen seiner Werke sind seither weltweit höchstenfalls an zwei Händen abzuzählen. ASRAEL ist nach 1945 nicht mehr aufgeführt worden.

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