Das Puccini-Jahr am Theater Bonn

Eifersuchtsdrama mit Starbesetzung

DIE HANDLUNG

Die Handlung von TOSCA entfaltet sich rasant innerhalb von nur achtzehn Stunden. Der Startpunkt ist genau datiert: der 17. Juni 1800. In Italien brodelt es: Die Ideen der Französischen Revolution haben liberale und republikanische Wellen geschlagen. Mitten in diesem aufgeladenen Klima sucht Cesare Angelotti, ein ehemaliger Konsul der Römischen Republik, verzweifelt Zuflucht in der Kirche SantʼAndrea della Valle. Dort begegnet er seinem alten Freund, dem leidenschaftlichen Maler Cavaradossi. Doch es dauert nicht lange, bis die Spannung steigt – eine Eifersuchtsszene zwischen Cavaradossi und seiner Geliebten, der gefeierten Sängerin Floria Tosca, entfacht. Der Grund? Ein Altarbild, an dem er arbeitet, zeigt Maria Magdalena, die jedoch nicht Tosca gleicht, sondern einer mysteriösen Fremden, die in der Kirche betet.

Puccinis TOSCA

Als Giacomo Puccini 1889 zum ersten Mal Victorien Sardous historisches Drama La Tosca sah, war er sofort fasziniert. Die berühmte Schauspielerin Sarah Bernhardt verkörperte die Titelrolle mit einer Ausdruckskraft, die Puccini beeindruckte, obwohl er kein Französisch sprach. Die Wirkung der Aufführung war so stark, dass er das Stück gleich zwei weitere Male besuchte. Sardous La Tosca war nicht nur einer der größten Erfolge von Bernhardt; ihre Darbietung trug auch erheblich zur Popularität des Dramas bei. Tatsächlich hatte Sardou die Rolle eigens für sie entwickelt, was die Aufführungen besonders prägend machte. Puccini war nicht allein in seiner Begeisterung; auch Verdi soll Interesse gezeigt haben, allerdings mit dem bedauernden Kommentar, er sei zu alt, um das Werk zu vertonen.

 

 

Nach intensiven Jahren der Arbeit erlebte TOSCA am 14. Januar 1900 ihre Uraufführung im Teatro Costanzi in Rom, heute bekannt als Teatro dell’Opera di Roma. Diese Premiere markierte den Beginn eines neuen Erfolgs für Puccini, der mit TOSCA ein Werk schuf, das sich schnell zum Publikumsliebling entwickelte. Seine Opern wurden nicht nur auf großen Bühnen weltweit aufgeführt, sondern auch auf Tonträgern festgehalten und verbreitet. Als »der Verdi des kleinen Mannes« avancierte Puccini zu einem Phänomen der Massenkultur, und TOSCA blieb ein Herzstück seines Repertoires. Die Oper wurde im Laufe der Jahre immer wieder aufgezeichnet und 1992 von Brian Large filmisch umgesetzt. Zahlreiche prominente Sängerinnen und Sänger prägten die Hauptrollen und sicherten die Strahlkraft des Werks bis in die Gegenwart.

 

Trotz des Publikumsenthusiasmus blieb die Oper unter Kritikern umstritten. Gustav Mahler bezeichnete sie als »Kunstmachwerk«, während der Dirigent Felix Mottl von »Affenschande« sprach und der Kritiker Julius Korngold sie als »Folterkammermusik« empfand. Diese heftigen Reaktionen verdeutlichen, wie außergewöhnlich kontrovers TOSCA ist. Die Oper bringt eine Dramatik auf die Bühne, die das Publikum erschüttert: Folter, Mord, versuchte Vergewaltigung und Exekution werden zu unmittelbaren Bühnenerlebnissen. Doch jenseits der Kontroversen liegt die wahre Stärke in ihrem komplexen Geflecht aus Politik, Kunst, Religion, Eifersucht und Liebe. Diese Facetten machen Tosca zu einer der faszinierendsten Opern Puccinis.

TOSCA in Bonn

In ihrer Inszenierung verwendet Silvia Gatto die beeindruckenden Bühnenelemente, die Manuela Gasperoni für die Spielzeit 2023/24 am Teatro Comunale di Bologna entworfen hat. Durch packende Projektionen bringt sie die Atmosphäre der italienischen Hauptstadt nach Bonn und schafft ein visuelles Erlebnis, das Puccinis Liebe zum historischen Detail und zur topographischen Genauigkeit widerspiegelt. In insgesamt 14 Vorstellungen werden die Hauptrollen neben den Bonner Ensemblemitgliedern auch von einigen der namhaftesten Solistinnen und Solisten der internationalen Opernszene übernommen.

Text von Aleksandra Kechedzhieva