Die große Klarheit
Freitagskonzert 8 | Beethoven Orchester BonnLili Boulanger 1893-1918
D´un matin de printemps
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Maurice Ravel 1875-1937
Konzert für Klavier und Orchester G-Dur
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Gustav Mahler 1860-1911
Sinfonie Nr. 4 G-Dur für Sopran und Orchester
Tetiana Miyus, Sopran
Alexandre Tharaud, Klavier
Beethoven Orchester Bonn
Dirk Kaftan, Dirigent
Wie ist das mit der musikalischen Familie? Gemeint sind nicht die Mozarts, die Bachs oder die Kanneh-Masons. Sondern die Musiker*innen, zu denen sich, ohne jedes Zutun, ein besonderer Draht aufbaut, bei denen man sich immer freut, wenn man mit ihnen zusammenkommt. Tetiana Miyus und Alexandre Tharaud gehören für Dirk Kaftan definitiv zu diesem Kreis von Menschen. Mit Tetiana Miyus hat er unzählige Opernabende in Graz bestritten, sie war Solistin auf einem Gastspiel des Grazer Philharmonischen Orchesters in Taiwan und auch in Bonn war sie mittlerweile schon zweimal zu Gast, beide Male in kleinerem Rahmen. Jetzt singt sie zum Saisonabschluss im Rahmen eines Freitagskonzerts, und zwar den Schlusssatz von Gustav Mahlers pastoraler, himmlischer, hintergründiger 4. Sinfonie in G-Dur. Da ist die Rede von Heiligen und Engeln, vom Lämmlein und Herodes. Ein großes “Als ob”, so heißt es über diese Sinfonie.
Ein Meister des “Als ob” war auch Maurice Ravel. Als Hommage zu seinem 150. Geburtstag spielen wir, nach dem rauschhaften Daphnis und Chloé im zweiten Sinfoniekonzert, sein grooviges, humorvolles Klavierkonzert in G-Dur. Ein Wunsch von Alexandre Tharaud, nachdem er 2018 mit dem Beethoven Orchester Ravels Klavierkonzert für die linke Hand aufgeführt hatte. G-Dur: Welch ein Unterschied zwischen der spielerischen Leichtigkeit und dem Biss von Ravels Konzert und Mahlers unter Tränen lächelnder (oder mit einem Lächeln weinender) Sinfonie in derselben Tonart … Zwei Meister der Moderne mit unterschiedlichen Blicken auf die Welt. Lili Boulanger übrigens gewann – im Gegensatz zu Maurice Ravel – als erste Komponistin den begehrten Prix de Rome, der französischen Komponierenden den Weg in eine große Karriere ebnen sollte. Leider war sie zu diesem Zeitpunkt schon schwer erkrankt und starb viel zu früh. Die Inschrift auf dem Grab Franz Schuberts hätte auch ihr gelten können: “Die Tonkunst begrub hier einen reichen Besitz; aber noch viel schönere Hoffnungen.”