Der nackte Wahnsinn

Komödie von Michael Frayn
Deutsch von Ursula Lyn

150 Minuten eine Pause

»Der nackte Wahnsinn, morgen ist Premiere, wir hatten nur vierzehn Tage zum Probieren, wir wissen überhaupt nicht, wo’s langgeht, aber mein Gott, seien wir ehrlich, wer weiß das schon.« So beschreibt einer der Mitwirkenden die Generalprobe für ein neues Theaterstück, mit dem die Truppe ab morgen eigentlich auf Tournee gehen möchte. Es geht wirklich einiges schief, was auf einer Bühne schiefgehen kann: Verpasste Auftritte, verpatzte Abgänge, vergessene Requisiten, kein Text sitzt, das Spielensemble ist unglücklich und der Regisseur balanciert am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Und dann sind da noch überall Sardinen… Die Probe kommt über den ersten Akt des Werkes nicht hinaus. Sie endet in hoffnungslosem Chaos und einer tiefen Sinnkrise aller Beteiligten.

Diesen Stückbeginn erleben wir in Michael Frayns berühmter Komödie immer wieder; im nächsten Bild nur aus anderer Perspektive – von hinter den Kulissen während der 29. Aufführung auf der Tournee des Ensembles. Die Beziehungen aller Mitwirkenden haben sich verkompliziert, ihre Gefühle füreinander haben sich entweder vertieft oder verschärft, je nachdem. Auf jeden Fall liegen die Nerven blank und gestalten das Bühnengeschehen noch verwirrender und unübersichtlicher: nichts funktioniert wie geplant, nichts läuft so, wie es soll. Der nackte Wahnsinn.

Erst recht nicht bei der nächsten Drehung der jetzt richtig aufdrehenden Komödie – die uns die letzte Aufführung des Werkes zeigt, nun wieder »von vorn« aus Publikumsperspektive. Da ist buchstäblich kein Stein mehr auf dem anderen, kein Text an der richtigen Stelle und kein Auftritt wie erwartet. Der nackte Wahnsinn.

Wer immer schon einmal wissen wollte, was auf und hinter der Bühne alles schiefgehen kann, während die Vorstellung läuft, ist in dieser Inszenierung genau richtig.

 

Sascha Hawemann, der zuletzt die Uraufführung seines eigenen Theatertextes NOVEMBER und die Inszenierung von Tschechows Klassiker ONKEL WANJA als Regisseur verantwortete, legt nun mit DER NACKTE WAHNSINN seine sechste Arbeit und damit sein Komödiendebüt am Theater Bonn vor.

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