Am Königsweg

von Elfriede Jelinek

Regie: Katrin Plötner

Bühne: Bettina Pommer | Kostüme: Johanna Hlawica | Musik: Johannes Hofmann | Dramaturgie: Sarah Tzscheppan

Premiere 24.01.
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Indien, USA, Europäische Union, Pakistan, Bangladesch, Namibia, Mali, Peru, El Salvador, Belgien, Österreich, Kroatien, Rumänien, Georgien, Litauen. Im Jahr 2024 ist fast die Hälfte der wahlberechtigten Weltbevölkerung zur Wahl aufgerufen – nicht grundlos spricht man vom Superwahljahr. Die Demokratie steht auf dem Prüfstand und das weltweit. In Österreich droht die Wahl eines neuen »Volkskanzlers« von der wieder erstarkten FPÖ – Moment, nannte sich in der Vergangenheit nicht schon einmal jemand so? In Deutschland werden die Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg eine erste Tendenz für die Bundestagswahl 2025 geben. Ein Endspiel für die Demokratie?

Am Abend, als Donald Trump 2016 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, begann Elfriede Jelinek ihr Stück AM KÖNIGSWEG zu schreiben. Die Chancen stehen leider gar nicht schlecht, dass Trump im Januar 2025 zum zweiten Mal als Präsident vereidigt wird. Und selbst wenn er nicht gewählt werden sollte, haben sich die Republikaner und ihre Anhänger unter seiner Führung in den letzten Jahren soweit radikalisiert, dass sich das politische Klima auch ohne Präsident Trump weiterhin verschärfen wird. Sicher scheint, dass 2024 nicht nur einer, sondern viele kleine Könige am Königsweg stehen – sei es in Gold, Blau, Schwarz, Braun oder Cadenabbia-Türkis gekleidet. Der Pfeil zeigt nach rechts.

Und Elfriede Jelinek? In AM KÖNIGSWEG schrieb sie nicht nur über Trump, sondern reflektierte vor allem auch über die Ohnmacht der Intellektuellen und der Kunst angesichts der politischen Entwicklungen und des Phänomens des erstarkenden Rechtspopulismus. In ihrem Stück treten die berühmten Sehenden der Antike auf, doch sie alle sind blind und aus ihren Mündern fließt Blut. Was und wen kann die Kunst, was können Worte überhaupt noch erreichen? Anfang 2024 ließ Jelinek bei einer Rede in Reaktion auf die Correctiv.org Recherche und die »Remigrationspläne« der AfD und Identitären verlautbaren: »Ich höre ein Ungeheuer atmen, ich höre, wie der Atem der Demokratie schwächer wird. Ich bin froh, dass Sie alle hier sind und ihr neues Leben einblasen wollen. Ich hoffe, es ist nicht zu spät.«

Die Regisseurin Katrin Plötner setzt sich mit AM KÖNIGSWEG mit diesem atmenden Ungeheuer auseinander. Dabei geht der Fokus über den alten weißen Mann in seinem goldenen Turm hinaus bis zu dem, was direkt vor unseren Augen geschieht. »Der Königsweg erweist sich als Kreuzweg, Holzweg, Scheideweg, an dem bestimmt wird, wie wir in Zukunft leben wollen.« Vielleicht sind noch nicht alle mit Blindheit geschlagen.

Plötner inszenierte am Theater Bonn bereits WAS FEHLT UNS ZUM GLÜCK? nach dem Fragebogen von Max Frisch in der Werkstatt. AM KÖNIGSWEG ist ihre erste Inszenierung im Schauspielhaus in Bad Godesberg.

Katrin Plötner studierte Regie am Mozarteum in Salzburg und inszeniert seit 2013 als freischaffende Regisseurin an Stadt- und Staatstheatern im deutschsprachigen Raum, u. a. am Residenztheater München, Schauspiel Frankfurt, Schauspiel Leipzig, Staatsschauspiel Dresden und Nationaltheater Mannheim. Ihre Arbeiten wurden zu renommierten Festivals wie dem Heidelberger Stückemarkt oder den Autor:innentheatertagen in Berlin eingeladen. 2023 war ihre Inszenierung von Jelineks SCHNEEWEISS für den Nestroy-Preis nominiert.

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