Von der Ich- zur Welt-Geschichte
Auf der Suche nach dem, was zum Glück fehlt, inszeniert Katrin Plötner FRAGEBOGEN von Max Frisch
Max Frisch hat das Leben als Spiel verstanden. Als etwas, das sich in vielen möglichen Geschichten immer wieder neu und anders erzählen lässt. Dabei hatte er stets auch das Neue im Blick. Nicht selten ist bei Frisch der neue Lebensentwurf, die neue Geschichte auch mit einem Ausbruch aus altbekannten und vermeintlich bewährten Mustern zu verstehen und in diesen Kontext lassen sich auch die Fragen aus der »Fragebogen«-Sammlung einordnen.
Keine der Fragen ist einfach zu beantworten. Sie sind herausfordernd und mitunter auch irritierend und verunsichernd. Vielleicht lassen sie sich gar nicht alle beantworten. Die Fragen erzählen viel über den Menschen Max Frisch, aber weitaus mehr verweisen sie auf Themen wie Identität, Moral oder Heimat, die Frisch zeit seines Lebens beschäftigt haben.
1976 stellte er die Frage: »Haben wir eine demokratische Öffentlichkeit?«
Eine Frage, die sich 2023 mit sehr ähnlicher Brisanz wieder stellen lässt. Wie Ende der 1960er/ Anfang der 1970er Jahre bilden sich lautstarke Lager zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Studentinnen und Studenten und der Politik in der Gesellschaft.
Nicht alle fühlen sich von gegenwärtigen Diskursen und Themen gemeint, einige vielleicht sogar überfordert oder befremdet und damit einhergehend finden rechte Positionen immer mehr Zustimmung.
Was bedeutet das für die Demokratie, in der wir leben? Vielleicht ist es an der Zeit, wieder auf die »Kraft des Fragezeichens« zu setzen. Die Inszenierung WAS FEHLT UNS ZUM GLÜCK? wird zu einer performativen, kritischen Selbstbefragung aller Beteiligten, einem Spiel des Lebens, einer subjektiven Bestandsaufnahme der Gegenwart. Wie wollen wir zukünftig miteinander leben?
Text von Sarah Tzscheppan