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Theaterpreis Thespis und Courage

Freude, Licht und Mut

Zum ersten Mal hatten die Gesellschaft der Freunde des Schauspiels Bonn e.V. und die Theatergemeinde BONN gemeinsam eingeladen zur traditionellen Preisvergabe im Schauspielhaus. Denn zum ersten Mal gab es auch einen von der Theatergemeinde gestifteten Preis für eine Produktion der freien und privaten Bonner Bühnen. Elisabeth Einecke-Klövekorn, seit diesem Jahr Vorsitzende der beiden Vereine, freute sich über das zahlreich erschienene Publikum, darunter mehrere Mitglieder des Kulturausschusses und zahlreiche Vertreterinnen Und Vertreter der Bonner Bühnen. Generalintendant Dr. Bernhard Helmich betonte in seiner Begrüßungsansprache ausdrücklich, dass damit auch ein Zeichen gesetzt werden sollte für den engeren Zusammenschluss der Bonner Theaterschaffenden. Feste Kooperationen des städtischen Theaters mit den beiden Kinder- und Jugendtheatern gibt es bereits. Verschiedene gemeinsame Aktionen haben in den letzten Jahren den Zusammenhalt, die gegenseitige Wahrnehmung und die Aufmerksamkeit des Publikums verstärkt. Helmich hob hervor: In der ständig zunehmenden Flut von Preisen sei der THESPIS so besonders, weil es hier nicht um die üblichen Rankings oder durchsichtige Marketing-Maßnahmen gehe, sondern um die Solidarität besonders engagierter Zuschauerinnen und Zuschauer mit allen auf und hinter der Bühne tätigen Menschen.


 

Das hob auch Bürgermeisterin Gabi Mayer als Vertreterin der Bonner Oberbürgermeisterin hervor. Mit der ehrenamtlichen Betreuung der Kantine im Schauspielhaus leisteten die Schauspielfreunde seit mehreren Jahren eine außerordentliche Unterstützung für das Theater. Besonders erfreulich sei auch, dass sie nicht nur die Bühnenkünstler und Bühnenkünstlerinnen auszeichneten, sondern auch die vielen Mitwirkenden hinter den Kulissen.

Den entsprechenden Sonderpreis für herausragende Leistungen im nichtdarstellerischen Bereich erhielt diesmal die Beleuchtungsabteilung des Schauspiels unter der Leitung von Max Karbe. Der Schauspieler Daniel Stock, THESPIS-Preisträger 2022, gab in seiner launigen Laudatio zu, dass er von Lichttechnik nicht viel verstehe und bei einem Lichtpult allenfalls den An-/Ausschalter fände. Aber von der Bedeutung warmer oder kalter Lichtstimmungen, von Raumveränderungen durch Beleuchtungswechsel, Rampenlicht und Verfolgern berichtete er höchst anschaulich viel Erhellendes.  

Zuvor hatte Lars Figge, 2020 als Videokünstler von den Schauspielfreunden ausgezeichnet, noch mal einen eindrucksvollen Rückblick auf die Spielzeit 2022/23 am Bonner Schauspiel präsentiert. Die Jury hatte sich dafür entschieden, Ibsens PEER GYNT in der Regie von Hausregisseur Simon Solberg als besonders bemerkenswerte Inszenierung auszuzeichnen. Laudatorin Elisabeth Einecke-Klövekorn lobte das ganze Ensemble, das um den naiven Lügner und verträumten Antihelden Peer, verkörpert von Timo Kählert, THESPIS-Preisträger 2021, eine Welt aus fantastischen und emotional berührenden Figuren entwickelte. Großartig sei auch Solbergs Bühnenbild gewesen, das aus Metallgerüsten immer neue Schauplätze zauberte für die Lebensreise auf der Suche nach sich selbst. »Die Inszenierung hielt wunderbar die Balance zwischen Bildmagie, Klangzauber, erzählerischer Intelligenz und spielerischer Energie. Sie zeigte ohne aufdringliche Aktualisierungen PEER GYNT als einen Menschen, dessen Irrwege exemplarisch in unsere heutige Gegenwart führen.« Solberg schilderte in seiner Dankesrede den schwierigen Weg zur Premiere und die vielen Schalen, die man wie in dem berühmten Zwiebelgleichnis immer wieder neu ablösen musste, um am Ende das freizulegen, was man erkunden wollte.

Lieder aus Solbergs Inszenierung VON MÄUSEN UND MENSCHEN, mit der die Saison 2023/24 eröffnet wurde, bildeten den musikalischen Rahmen der Veranstaltung. Festes. Die Schauspieler Timo Kählert, Daniel Stock, Paul Michael Stiehler und Riccardo Ferreira, begleitet von dem Gitarristen Matthias Krämer, sorgten für eine überaus sympathische Stimmung. Und David Bowies Song »We Can Be Heroes« passte perfekt zum Anlass. Strahlend nahm Annika Schilling als 16. THESPIS-Preisträgerin ihre mit 1.000 Euro dotierte Auszeichnung für herausragende darstellerische Leistungen in Empfang. Wieder verbunden mit der extra für sie von der Bonner Künstlerin Sidika Kordes gestalteten gläsernen Würfelskulptur. Laudator Konrad Lang, stellvertretender Vorsitzender der Schauspielfreunde, lobte die Wandlungsfähigkeit der Schauspielerin, die von 2018 bis 2023 fest zum Ensemble gehörte. Beispielsweise ihre Gestaltung der Célimène in Molières MENSCHENFEIND, ihre großartige Präsenz als Tolstois Anna Karenina und ihren Caliban in Shakespeares STURM. Schillling, geboren 1984 bei Siegen, schlug in ihrer sehr berührenden Dankesrede einen Bogen von ihrem ersten Engagement am Staatschauspiel Dresden und ihrem Debüt als Shakespeares Julia (Regie Simon Solberg, Dramaturgie der jetzige Bonner Schauspieldirektor Jens Groß) über ihre Zeit in Köln bis zu den fünf Bonner Jahren, die teilweise von der Pandemie geprägt waren und dabei auch zur Entwicklung neuer Projekte führten. Anknüpfend an DIE MÄUSE holte sie zudem noch eine zauberhafte Geschichte hervor: Die Feldmaus Frederick aus dem bekannten Kinderbuch habe sie einst davon überzeugt, dass es äußerst nützlich sein könne, einen Vorrat an Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern zu sammeln und das als Schauspielerin zu ihrem Beruf zu machen. Aus verschiedenen Gründen möchte Schilling nun frei arbeiten, wird ihren Lebensmittelpunkt aber in Bonn behalten. 

Seit fünf Jahren haben auch die Malentes ihren Lebensmittelpunkt in Bonn. 2018 eröffneten Knut Vanmarcke (geboren in Hennef) und Dirk Vossberg-Vanmarcke ihren Theater Palast am Hochkreuz in Bad Godesberg und zogen mit ihrem historischen Spiegelzelt dann um auf die andere Rheinseite nach Pützchen. Nach ein paar Hindernissen konnten sie dort mit der selbstverfassten Revue CABARET PARIS eine rauschende Premiere feiern. Zum 25. Jubiläum ihrer Familiengründung unter der Regenbogenflagge erhielten nun die Malentes und ihr Team den ersten COURAGE-Preis der Theatergemeinde. »Wir waren selbst völlig überrascht, als nach der Veröffentlichung der von unserer Jury aus zahlreichen Bewerbungen nominierten sechs exzellenten Produktionen der freien und privaten Bonner Bühnen ein regelrechter Sturm von Publikumsvoten einsetzte«, gestand Laudatorin Elisabeth Einecke-Klövekorn. »Der Grund für die Entscheidung war aber, dass hier eine Geschichte erzählt wird von Mut und Solidarität in dunklen Zeiten. Ein junger jüdischer Künstler findet Zuflucht vor den Nazis einem kurz vor der Pleite stehenden Pariser Cabaret. Gemeinsam schafft man es, die Zukunft doch wieder hoffnungsvoll bunt zu machen.«  Auch hier gab es neben Urkunde und Preisgeld noch ein spezielles Kunstwerk. Die Bonner Künstlerin Larissa Laё hatte im Auftrag der Theatergemeinde ein kalligrafisches blaues Bild gemalt, in dem sich die Worte Courage und Malente in Spiegelschrift verknüpfen.
Beim festlichen Empfang zum Abschluss eines sonnigen Sonntagvormittags gab es noch viel Gesprächsstoff zur kreativen Energie und Leuchtkraft der Bonner Theaterszene.

Text von Elisabeth Einecke-Klövekorn