Nachruf

Doğan Akhanlı

Der Schriftsteller und Menschenrechtler Doğan Akhanlı starb am 31. Oktober 2021 nach kurzer, schwerer Krankheit in Berlin.

1957 wurde er als Sohn eines Lehrers in der Provinz Artvin am Schwarzen Meer geboren. Er studierte Geschichte und Pädagogik in Trabzon und engagierte sich schon früh politisch. Nach dem Militärputsch in der Türkei 1980 ging Akhanlı in den Untergrund. Von 1985 bis 1987 saß er als politischer Häftling im Militärgefängnis von Istanbul. 1991 floh er nach Deutschland ins politische Asyl. 1998 wurde er von der Türkei ausgebürgert, weil er eine Rückkehr zum türkischen Militärdienst verweigerte. Seit 2001 besaß er allein die deutsche Staatsbürgerschaft.

Doğan Akhanlı setzte sich für eine Aussöhnung von Armeniern, Kurden und Türken ein. Zugleich machte er sich für die Anerkennung des Genozids der Türken an den Armeniern 1915/16 stark. Auch in seinem literarischen Werk thematisierte er den Völkermord an den Armeniern sowie die fehlende Anerkennung des Völkermordes in der Türkei.

2020 wirkte Akhanlı am Theater Bonn in der Opernproduktion FIDELIO mit, die unter der Regie von Volker Lösch eine Öffentlichkeit für politische Gefangene in der Türkei herstellte und sich für deren Freilassung einsetzte.

Das Theater Bonn wird Doğan Akhanlı in dankbarer Erinnerung behalten. Unsere Gedanken begleiten alle, die ihm nahestanden.