Premiere am 27. September im Schauspielhaus

Amphitryon

Komödie nach Molière

Regie: Martin Laberenz

»Einzigartigkeit kann es kaum noch geben«

Interview mit Martin Laberenz über seine Inszenierung AMPHITRYON nach Molière am Schauspielhaus

Du inszenierst im Schauspielhaus AMPHITRYON, einen Stoff, den es in vielen dramatischen Varianten von der Antike bis zur Moderne gibt. Von diesen Bearbeitungen dürfte die bekannteste die Version von Heinrich von Kleist sein. Du hast dich für die Komödie von Molière entschieden. Warum?

»Bei Molière interessiert uns die Verbindung von den Techniken des Volkstheaters, das holzschnittartige, situativ-komödiantische Kasperletheater, mit »großen«, philosophisch-gesellschaftlichen Themen. Durch diese Verbindung können diese theatralisch sehr konkret zur Anwendung kommen, versehen mit einer spielerischen Freiheit, die die Anwesenheit der Zuschauerinnen und Zuschauer direkt mit einbezieht.«

Was hat dich an diesem Stoff interessiert?

»Der Ausnahmezustand, der dadurch entsteht, dass ein Gott nicht mehr Gott sein will, sondern sich als Mensch in die Welt der Menschen begibt. Dadurch stiftet er Durcheinander, geltende Verhältnisse sind aus den Angeln gehoben, Identitäten sind fluide.«

Molière ist ein Autor, der seine Stoffe und Stücke immer aus seiner konkreten Theaterpraxis und Erfahrung als Schauspieler und Chef einer Komödiantentruppe entwickelt hat? Was bedeutet das für den Ansatz deiner Inszenierung? Hat dich das inspiriert?

»Diese Theaterpraxis erscheint uns ziemlich modern: Ein Theatertext entsteht aus dem konkreten Moment, aus der Probensituation heraus und verändert sich durch diese. Auch das bedeutet in gewissem Sinne einen Ausnahmezustand: Das fertige, konzeptuelle, zum textlichen Zugriff geronnene wird permanent hinterfragt und neu formuliert. Autorschaft wird mehrdeutig: Schauspielerinnen und Schauspieler,, Regie, andere Abteilungen – alle unmittelbar am Schaffensprozess Beteiligten sind Teil davon.«

Bedeutet das auch, dass du von der literarischen Vorlage der Komödie abweichst oder anders gefragt, wieviel Molière ist in deiner Inszenierung enthalten?

»Viel. Aber nicht unbedingt in der Reihenfolge der literarischen Vorlage.«

Kannst du das Wie und Warum dieser Veränderung genauer erläutern?

»Es ist der Versuch, den beschriebenen Ausnahmezustand auf der inhaltlichen Ebene – ein Gott zerstört durch seine »Menschwerdung« die bestehende Ordnung – mit dem Geschehen auf der Ebene der Theaterpraxis – Autorschaft ist keine Solistenveranstaltung und wird permanent hinterfragt – zu verbinden: Einzelne gibt es plötzlich mehrfach, das bedeutet auch, Einzigartigkeit kann es kaum noch geben. Die Frage ist: Handelt es sich dabei um einen Akt von Befreiung oder um einen Zustand der Orientierungslosigkeit, der nach Ordnung und Hierarchie verlangt.«

Die Fragen stellte Carmen Wolfram.

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